Beitragskategorie
Design & Business
Beitragsdatum
Apr. 29, 2023
Autor
Lilly

Die Bedeutung der Nutzungsrechte im Design

Warum Nutzungsrechte mehr als eine Formalität sind

Meiner Erfahrung nach sorgen Nutzungsrechte für Klärungsbedarf. Einige (egal ob Designer oder Auftraggeber) haben noch nie von Nutzungsrechten gehört. Andere verstehen nicht, warum sie extra berechnet werden. Für wieder andere sind sie selbstverständlich.

Oft gibt es Diskussionen. Im Angebot oder spätestens bei der Abrechnung. Die Position im Angebot mit den Nutzungsrechten lädt zur Preisverhandlung ein.

Warum soll für die Nutzung zusätzlich gezahlt werden, wenn das Design doch bereits beauftragt wurde?

Diese Frage höre ich immer wieder. Als selbstständige Designerin ist es mir wichtig, offen darüber zu sprechen und Auftraggeber wie auch andere Designer dafür zu sensibilisieren.

Was sind Nutzungsrechte?

Ein Designwerk ist urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht ist nicht übertragbar. Nutzungsrechte sind die rechtliche Grundlage, um ein Werk verwenden zu dürfen. Durch sie wird definiert, wie das Designwerk genutzt werden darf.

Nutzungsrechte definieren:

  • wie das Werk genutzt werden darf
  • wo es eingesetzt wird
  • wie lange die Nutzung gilt
  • in welchem Umfang die Nutzung erfolgt

Wer das versteht, hat bei Designrecht und Zusammenarbeit klare Vorteile.

Die Kalkulation

Die Kalkulation der Nutzungsrechte findet anhand des tatsächlichen Bedarfs des Auftraggebers statt und werden immer individuell kalkuliert. Grundlage ist der Preis für die Gestaltung, multipliziert mit dem Nutzungsfaktor.

Der Nutzungsfaktor ergibt sich aus vier Bereichen:

  1. Nutzungsart

    einfach (0,2) oder ausschließlich (1,0)

  2. Nutzungsgebiet

    regional (0,1), national/DACH (0,3), Europa (1,0), weltweit (2,5)

  3. Nutzungsdauer

    1 Jahr (0,1), 5 Jahre (0,3), 10 Jahre (0,5), unbegrenzt (1,5)

  4. Nutzungsumfang

    gering (0,1), mittel (0,3), groß (0,7), umfangreich (1,0)

Der Gesamtnutzungsfaktor kann zwischen 0,5 und 6,0 liegen.

Die Nutzung kann einfach oder ausschließlich einräumt werden. Bei einem einfachen Nutzungsumfang kann die Nutzung auch anderen Personen oder Firmen einräumt werden. Bei einem ausschließlichen Nutzungsumfang ist nur der Auftraggeber berechtigt, das Design zu nutzen.

Blaue Pantone Farbchips für den Blogeintrag für Nutzungsrechte

Gerade bei digitalen Medien wird die Einordnung komplexer. Eine Website ist weltweit sichtbar, auch wenn sie auf Deutsch ist. Hier spielen Reichweite und Nutzungsumfang eine Rolle:

  • umfangreich: Faktor 3,5
  • mittel: Faktor 1,5
  • gering: Faktor 0,5

Eine Ausnahme sind Entwürfe, die nicht genutzt werden. In diesem Fall ist der Faktor 0.

Wenn der Auftraggeber das Designwerk über die ursprünglich vereinbarte Verwendung hinaus nutzen möchte, können die Rechte zur Nutzung erweitert werden.
Wenn die Nutzung erweitert wird, steigt auch der Wert für den Auftraggeber und wird entsprechend vergütet.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Flyer soll über mehrere Monate hinweg deutschlandweit als Postwurfsendung verteilt werden.

Leistungsumfang:

  • Gestaltung: Text und Bild vom Kunden geliefert
  • Umsetzung: ansprechendes Layout für die Zielgruppe

Nutzungsfaktor:

  • Nutzungsart: ausschließlich (1,0)
  • Nutzungsgebiet: national (0,3)
  • Nutzungsdauer: 1 Jahr (0,1)
  • Nutzungsumfang: groß (0,7)

Ergebnis: Nutzungsfaktor 2,1

Der Preis für die Nutzung errechnen sich aus dem Preis des Designwerks x des berechneten Nutzungsfaktors:
Preis des Designwerks x Nutzungsfaktor = Nutzungsrechte

Nehmen wir mal an, dass die Erstellung des Flyers 540,00 € netto kostet. Dann würde die Rechnung wie folgend aussehen: 540 € × 2,1 = 1.134 € Nutzungsrechte

Warum gibt es diese Rechte?

Ein Designwerk ist mehr als Gestaltung. Es schafft Aufmerksamkeit, kommuniziert Inhalte und trägt langfristig zum Unternehmenserfolg bei.

Diese Wirkung hat einen Wert. Und dieser Wert lässt sich nicht mit dem reinen Gestaltungsaufwand gleichsetzen.

Hinzu kommt, dass ein Designwerk geistige Eigentumsrechte umfassen kann. Dazu zählt das Urheberrecht, das Markenrecht oder das Designschutzrecht. Diese Rechte haben einen Wert und dieser Wert geht ebenfalls über die Kosten für die reine Umsetzung des Designwerks hinaus. Das ist ein zentraler Aspekt im Bereich Designrecht.

Als Designerin ist es für mich wichtig, dass ich die Designwerke, die ich gestaltet habe, auch präsentieren kann, um Beispiele meiner Arbeit zu zeigen, um mein Portfolio zu füllen und Marketing zu betreiben, damit ich neue Kunden finde. Daher vergebe ich nicht pauschal ausschließlichen Rechte, sondern stimme das individuell ab.

Briefpapier, Notizbuch und Visitenkarte als Beispiel für Nutzungsrechte

Eine faire Vergütung umfasst entsprechend:

  • den Preis für die Gestaltung
  • die angemessene Vergütung für die Nutzung

Diese Kombination ist die Grundlage für eine faire Designvergütung. Dadurch ist es mir möglich, meine laufenden Kosten zu decken, meine Expertise weiterzuentwickeln und qualitativ hochwertige Designs zu liefern, die den Bedürfnissen meiner Kunden entsprechen. Außerdem schütze ich durch die Vergabe von Nutzungsrechten meine kreative Arbeit und ermögliche es meinen Kunden, die beauftragten Designwerke für ihre geschäftlichen Zwecke zu nutzen.

Häufige Missverständnisse

Auch den Satz „Ich habe dafür gezahlt, also gehört es mir“ höre ich immer wieder. Das stimmt so nicht, ist jedoch ein weit verbreiteter Irrtum. Denn mit der Bezahlung der Gestaltungsleistung erwerben Sie kein Eigentum, sondern ein Nutzungsrecht. Und das ist ein Unterschied.

Ein gutes Beispiel ist eine Softwarelizenz. Sie zahlen dafür, ein Programm auf Ihrem Rechner zu nutzen. Sie dürfen es aber nicht vervielfältigen oder weitergeben. Das Programm selbst bleibt Eigentum des Anbieters.

Oder denken Sie an einen Streamingdienst. Sie hören Musik oder schauen Serien, aber Sie besitzen diese Inhalte nicht. Sie nutzen sie innerhalb klar definierter Bedingungen.

Ähnlich ist es beim Design. Sie beauftragen ein Werk, das Ihnen für bestimmte Zwecke zur Nutzung bereitgestellt wird. Die rechtliche Grundlage regelt genau, was erlaubt ist und was nicht. Das bietet Sicherheit für beide Seiten.

Nutzungsrechte schaffen Klarheit. Sie verhindern Missverständnisse und helfen dabei, faire und professionelle Zusammenarbeit zu gestalten.

Ihr Vorteil durch klare Regelungen

Sie wissen genau:

  • Wie lange dürfen Sie das Design verwenden?
  • Wofür genau ist die Nutzung erlaubt?
  • Wann lohnt sich eine Erweiterung der Rechte?

Das schafft Sicherheit. Für alle Parteien.

Interesse an einem Design mit klarem Nutzungsumfang?

Wenn Sie ein Designprojekt planen und Wert auf Transparenz legen: Schreiben Sie mir. Ich erkläre Ihnen offen, wie Nutzungsrechte sinnvoll geregelt werden können und erstelle Ihnen ein Angebot mit klarer Kalkulation.

Weitere Beiträge

Kalkulation und Vergütung von Designleistungen

BeitragskategorieBeitragsdatumAutorWarum kostet gutes Design, was es kostet? Ein Blick hinter die Kulissen. Die Kalkulation und Vergütung von Designleistungen ist in ihrer Zusammensetzung recht komplex. Der Wert eines hochwertigen Designs besteht aus viel mehr als...

Lilly Csizmazia

Lilly Csizmazia

Gründerin

Als Diplom-Kommunikationsdesignerin mit Fokus auf visuelle Kommunikation geht es mir nicht darum, ein Designprojekt nur „hübsch“ zu gestalten. Mein Anspruch ist es, ein durchdachtes Konzept zu entwickeln und umzusetzen – eines, das nicht nur visuell anspricht, sondern vor allem die Ziele meiner Kunden unterstützt und funktioniert.